Du stehst vor dem Spiegel und schaust dich gründlich an. Du entdeckst kleine Pickel in deinem Gesicht, die rechte Augenbraue, die du weniger magst als die linke und deinen Schneidezahn, der länger ist als der andere. Du fühlst, wie sich deine Wirbelsäule leicht knickt, weißt, dass deine Brüste nur Schwestern sind und keine Zwillinge. Dehnungsstreifen an den Oberschenkeln und Waden, zwei unschöne und nur sehr langsam verblassende Narben, die gerötete und aufgekratzte Haut in deinen Kniekehlen und überhaupt sind deine Oberarme genauso wie deine Oberschenkel viel zu schwabbelig.
Ungefähr das bin ich, wenn ich mich selbst darauf reduziere, was ich an meinem Äußeren nicht mag. Schaue ich aber genauer hin, sehe ich Augen, die von Grün zu Grau, von Grau zu Blau in jedem Licht ihre Farbe wechseln. Wimpern, die länger kaum sein können. Ein Grinsen, das dem meiner Lieblingsmenschen so ähnlich sieht und gleichzeitig einzigartig ist. Ich höre mein Lachen, das meine Mitmenschen in den meisten Fällen mitreißt. Ich sehe einen Bauch, der hoffentlich irgendwann mal kugelrund sein wird. Meinen Ringfinger an der rechten Hand, mit dem ich irgendwann zeigen werde zu wem ich gehöre. Und ich sehe Beine, die mich seit 19 Jahren durchs Leben tragen und Narben, die mir zeigen, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein. Das alles sehe ich jetzt mit fast 20 Jahren an mir selbst und es gibt auch heute noch Tage, da schaue ich in den Spiegel und mir blickt nur dieses junge und verunsicherte Mädchen aus den ersten Sätzen entgegen.
Seinen Körper zu lieben ist alles andere als leicht, ich möchte behaupten: besonders für junge Mädchen und Frauen. Es ist ein Kampf mit sich selbst und vielleicht eine Reise, die nie zu einem Ende kommt, an dem jemand sagt, er sei zu 100 Prozent mit sich selbst zufrieden. Aber trotzdem ist es wohl die wichtigste Reise unseres Lebens.
Seinen Körper zu lieben ist alles andere als leicht, ich möchte behaupten: besonders für junge Mädchen und Frauen. Es ist ein Kampf mit sich selbst und vielleicht eine Reise, die nie zu einem Ende kommt, an dem jemand sagt, er sei zu 100 Prozent mit sich selbst zufrieden. Aber trotzdem ist es wohl die wichtigste Reise unseres Lebens.
Ich, die hier diesen Blogeintrag schreibt und du, der ihn liest - wir beide haben so ein verdammtes Glück geboren worden zu sein. Die Chance, dass wir geboren wurden, war 1 : 400.000.000.000. Das bedeutet unser Leben ist ein Wunder und wir sind ein Wunder. Und unser Körper ist es, mit dem wir unser ganzes Dasein lang leben und der uns ein Leben überhaupt ermöglicht. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir ihn schätzen und sogar lieben lernen sollten für das, was er uns schenkt. Wir sollten uns in unserem eigenen Körper wohlfühlen, ihn nicht mit anderen Körpern vergleichen und hassen.
Vor allem in den letzten Jahren ist das Stichwort #Bodypositivity oder Selbstliebe durch Social-Media sehr verbreitet worden. In den sozialen Netzwerken geht es immer häufiger darum, sich mit niemandem zu vergleichen und sich von Medien-Idealen und Standards, wie sie zum Beispiel von GNTM oder diversen Frauenmagazinen gemacht werden, zu verabschieden und sein eigenes Ideal zu finden. Der Appell an alle Frauen ist heutzutage: finde dich selbst schön und fühle dich wohl in/mit deinem Körper! Wenn auf Instagram also eine junge Frau mit Konfektionsgröße 44 sagt "so what? ich liebe mich selbst!" wird es von allen Seiten bejubelt und jeder findet es großartig. Nicht zuletzt durch die Fernsehshow Curvy Supermodel bekam dieses Thema viel Aufmerksamkeit.
Allerdings gibt es auch Schattenseiten der #Bodypositivity. Das amerikanische Plus-Size-Model Ashley Graham wurde im vergangenen Sommer auf Instagram gehatet, weil sie ein paar Kilos abnahm und Sport trieb. Eine Userin fragt: "Wie kann sie Plus-Size-Frauen unterstützen, wenn sie die Hälfte ihres Gewichts verliert? Jetzt wird sie genauso wie die, gegen die sie zu Beginn kämpfte." An ihrer Glaubwürdigkeit und Selbstwahrnehmung wurde also gezweifelt. Genauso reagieren viele Leute auf Social Media, wenn Menschen, so wie ich zu Beginn des Textes, offen darüber sprechen, dass sie sich über einen Pickel auf ihrer Stirn aufregen. Denn im Vergleich mit Leuten, die Akne haben oder vermeintlich "schlimmere" äußerliche Makel als einen Pickel, ist das ja wohl eine 2 auf einer Skala bis 10. Das musste Bloggerin Maddie von Dariadaria letztens leider am eigenen Leibe erfahren.
Worauf ich hinaus will, ist, dass es einem von Klein auf von unserer Gesellschaft (, die wir selbst erschaffen) schon sehr schwer gemacht wird, uns zu lieben und zu wertschätzen. Wird man langsam erwachsen, steigt in den meisten Fällen auch die Selbstliebe mit der Zeit, wenn man sich ihr öffnet. Die Menschen predigen einem zunehmend, sich nicht zu vergleichen und für sich selbst gut genug zu sein. Bis jemand von Makeln spricht, die nicht für jedermann auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind. Dann wird derjenige in den Dreck gezogen, weil Leute das Selbstempfinden dieser Person zu ihrem Problem machen.
Es haben so schon kaum Menschen die Courage darüber zu sprechen, was man an sich liebt und was nicht so sehr. Natürlich kann und vor allem muss das nicht mit jeder Meinung anderer zu 100 Prozent übereinstimmen! Aber das ist doch gerade gut so, denn Schönheit liegt immer noch im Auge des Betrachters. Wo sollte es denn enden, wenn man sich mit jedem vergleichen müsste und gucken müsste, ob es noch jemanden "schlimmer" getroffen hätte als einen selbst mit seinem blöden Pickel mitten auf der Stirn, bevor man in der Öffentlichkeit äußert, was man an sich selbst nicht mag? Wenn es danach ginge, wird es immer jemanden geben, dem es "schlechter" oder "besser" geht als einem selbst. In meinem Fall wird es immer einen Menschen mit graderen Zähnen geben oder jemanden, der mehr als zwei Narben am Körper trägt. Nur ändert das nichts daran, dass ich mich über meinen nervigen Zahn oder meine Narben oder Pickel ärgere.
Was habe ich davon, nach links und rechts zu schauen, bevor ich sage, worauf ich an meinem Körper stolz bin und was ich lieber verstecke? Gar nichts, weil es dabei eben um mich selbst geht und nicht um andere. Niemand hat das Recht einem vorzuschreiben, über was er sich an seinem eigenen Körper, seinem eigenen Wunder, freuen und ärgern soll. Da gibt es keine Diskussion drüber zu führen, auch wenn es unterschiedliche Meinungen darüber gibt, was du an meinem Körper schön und hässlich findest. Selbstliebe fängt bei dir an und hört bei dir auf, nicht bei den anderen.
Zu dem ganzen Thema und dessen Problematik kann ich euch auch einen Blogpost von Ivy ans Herz legen: https://www.ivy.li/after-baby-body-bodyshaming/
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Viele Diamantene Hochzeiten, Kurzmeldungen und Game of Thrones Staffel 7 später, bin ich jetzt mitten in der neunten Woche meines Praktikums beim Göttinger Tageblatt. Das bedeutet, ich habe nicht nur noch drei Wochen to go, sondern mein 20. Geburtstag steht quasi vor der Tür.
Im letzten Life Update habe ich von meinem neuen Alltag berichtet. Dieses Mal geht es zwar auch um Alltag, aber um den in der Redaktion. Um das Ganze mal etwas anders aufzuziehen, mache ich heute ein kleines Interview mit mir selbst. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen! Los gehts:
Hey Kimi, alles fit?
Ja, muss ja. Das klingt natürlich erstmal nicht so berauschend, aber so isses im Moment. Mir gehts gut hier in Göttingen, gibt natürlich schöne und weniger schöne Tage. Aber ich bemühe mich, dass die guten Dinge am Tagesende überwiegen. Ich freue mich aber schon sehr auf zu Hause, mein eigenes Bett, meine Familie und Freunde, und sogar aufs fünfte Semester.
Gefällt dir dein Praktikum?
Ja und nein.
Ja, unbedingt, weil ich so viel über Journalismus lerne und das, indem ich teilweise auch einfach ins kalte Wasser geschmissen werde. Es macht Spaß neue Erfahrungen zu sammeln und vor allem so viele unterschiedliche Leute dabei kennenzulernen. Mitte August war ich zum Beispiel bei Ehepaar Burkert und habe selbstgemachte Marmelade geschenkt bekommen - einfach so als Dankeschön dafür, dass ich einen kleinen Text über die beiden geschrieben habe. Solche Gesten und ein ehrlich gemeintes "Danke" der Leute, über die man schreibt, sind das beste an diesem Job. Und das Schreiben ist sowieso nach wie vor mein Ding.
Nein, weil sich für mich immer mehr herauskristallisiert, dass ich später nicht in einer Tageszeitung arbeiten möchte. (Online-)Magazine schweben mir momentan eher vor, näheres dazu aber im großen Fazit nach meinem Praktikum. Das ist aber der Hauptgrund, weshalb es manchmal eben nicht so schöne Tage gibt.
Was machst du da eigentlich den ganzen Tag?
Die meiste Zeit verbringe ich damit, Ankündigungen oder Kurzmeldungen für das Ressort "Lokales" zu schreiben. Das mache ich dann in der Redaktion. Dort gibt es um 10 und 14 Uhr ein Meeting, bei dem alle Themen für die morgige Ausgabe besprochen werden. Ich bin dann meistens zwischen 16 und 18 Uhr zu Hause.
Wenn es um Geschichten geht, wie die vom Ehepaar Burkert, mache ich einen Termin oder jemand anderes und ich werde dorthin geschickt. Mal begleitet mich ein Fotograf, mal zücke ich selbst die Kamera. Ich saß aber auch schon für einen halben Tag im Newsroom und habe ganz lachs Fotos sortiert für die Website oder ein paar Kurzmeldungen für die Sportredaktion geschrieben.
Als der Dauerregen ganz Deutschland unter Wasser gesetzt hat, bin ich für den Live-Ticker auf der Website durch den Landkreis gefahren, um die Lage vor Ort zu checken.
Wie ist dein Fazit bisher?
Ich kann jedem, der sich für den grundlegenden Journalismus interessiert, empfehlen ein Praktikum bei einer Tageszeitung zu machen. In meinen ersten sechs Wochen hier habe ich viel gelernt und gute Einblicke in den Beruf eines Journalisten bekommen. Wenn es euch aber so geht wie mir, und ihr eigentlich lieber für Magazine oder Online-Produktionen schreiben würdet, reichen sechs Wochen auch wirklich aus. Es ist einfach nicht dasselbe, tagtäglich Nachrichten zu produzieren oder sich auf bestimmte Themen zu konzentrieren und diese einmal die Woche oder einmal im Monat zu liefern. Das habe ich wirklich unterschätzt. Drei Monate sind eine lange Zeit, wenn ihr etwas tut, wo ihr nicht mit ganzem Herzen dabei seid.
Bist du noch in Hildesheim?
Ja, ich versuche mindestens jedes zweite Wochenende nach Hause zu kommen. Dann unternehme ich meistens etwas mit Freunden oder verbringe Zeit mit meiner Familie.
Wann genau ziehst du wieder zurück?
Das Praktikum geht offiziell bis zum Freitag, 29. September. Mein Mietvertrag läuft aber bis zum 4. Oktober. Ich fahre den Freitag erst nach Hamburg, weil Sara und ich auf das Lady Gaga-Konzert gehen und komme an meinem Geburtstag am Samstag nach Hause. Einige Sachen bringe ich da natürlich schon mit nach Hildesheim, aber das Meiste holen meine Eltern und ich am Mittwoch, 4. Oktober. Dann ist Wohnungsübergabe und ich wohne wieder zu Hause.
Danke, Kimi! Wir sind gespannt auf dein großes Fazit Anfang Oktober.
Ich auch.