ZU BESUCH IM INTERKULTURELLEN CAFÉ IN ALGERMISSEN

2.2.19



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Heute möchte ich euch mal wieder Menschen aus meiner Kategorie "Heroes" vorstellen. Dieses Mal geht es um Flüchtlingsarbeit im Landkreis Hildesheim, die besser nicht sein könnte.

Vor drei Jahren, auf dem Höhepunkt des Flüchtlingsandrangs, standen auch die ehrenamtlichen Helfer im Rampenlicht. Seitdem ist es leiser geworden rund um ihren Einsatz, dabei ist er nach wie vor nötig. Denn es gilt, die Menschen zu integrieren, die damals nach Deutschland kamen. Auch in der Gemeinde Algermissen, im Landkreis Hildesheim. Dort engagiert sich ein Kreis von Ehrenamtlichen weiter für Männer, Frauen und Kinder, die ihre Heimat verließen - auf der Suche nach einer neuen. 


Eine Anlaufstelle für Geflüchtete ist jeden Mittwochnachmittag das Interkulturelle Café im Generationenzentrum "Sofa" (Schöner Ort für alle), dem ich einen Besuch abgestattet habe. Dort treffen sich regelmäßig Menschen aus elf Nationen. Vorher steht Sprachunterricht auf dem Programm. Bis zu 35 ehrenamtliche Begleiter stehen den Flüchtlingen seit vier Jahren mit Rat und Tat zur Seite - nicht nur einmal pro Woche im Café, sondern bei vielen Gelegenheiten. 
"Wir helfen den Flüchtlingen mit ihrer Post oder bei Arztbesuchen", erzählt mir Werner Pressier. "Am Anfang haben wir eine Kleiderkammer organisiert, auch mit Möbeln helfen wir aus oder spenden Fahrräder." Besonders mit den Rädern gab es in der Vergangenheit ein paar Probleme. Es gab einige Fahrradunfälle, weil die Flüchtlinge mit den Rädern nicht umgehen konnten oder im deutschen Verkehr überfordert waren. Kurzerhand organisierte der Helferkreis daher gemeinsam mit Eintracht Algermissen einen Fahrradkurs, der auch im Frühjahr 2019 wieder besucht werden kann. 
Aber es sind nicht nur materielle Dinge im Café gefragt. "Natürlich kommen die Menschen auch mit ihren Sorgen zu uns", erzählt mir Adelheid Reeke, "sie wollen sich unterhalten und kennenlernen."
Mittlerweile hat die Gruppe den Luxus, einige Dolmetscher zu haben, die schon drei Jahre ins "Sofa" kommen und Deutsch so gut sprechen, dass sie übersetzen können. "Das war am Anfang wohl die größte Hürde", sagt Beatrix Alznauer, die bei der Gemeinde Algermissen hauptamtlich für Integration und Flüchtlingsarbeit zuständig ist, über die Sprachbarriere. 
"Aber wenn man sich erstmal versteht, kommen ganz erstaunliche Gespräche dabei heraus", erzählt Preissner und lacht. Neulich habe er sich mit einem Syrer über den Begriff "Moin" und dessen Herkunft unterhalten - beide waren sich einig, dass das plattdeutsche Wort aus dem Holländischen kommen müsse. 


Einmal im Monat versuchen die Ehrenamtlichen außerhalb des "Sofas" etwas mit den Flüchtlingen zu unternehmen. Gemeinsam ging es schon in den Zoo nach Hannover, auf den Brocken, in das Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim und sogar nach Hamburg. 


"Es gibt aber nicht immer etwas zu lachen", sagt Reeke. Das persönliche Schicksal einiger Menschen berührt die Ehrenamtlichen häufig. Vor allem wenn es um den Familiennachzug geht - manchmal haben die Menschen, die nach Algermissen kommen, seit drei Jahren keinen Kontakt zu ihren Familien gehabt. Alznauer begleitete schon einen geflüchteten Familienvater zum Flughafen, um seine Frau und die zwei Kinder abzuholen. "Das war ein sehr bewegender Moment", erzählt mir die Gemeindebetreuerin. 
Das größte Problem ist aber die Wohnungssuche. "Für gut integrierte Flüchtlinge in Algermissen eine Wohnung zu finden, ist nicht einfach", sagt Preissner. "Die Vermieter haben noch zu viele Vorurteile", erklärt Reeke, "und das, obwohl die Flüchtlinge so hilfsbereit sind." In ihren Augen könnten beide Seiten von einem Mietverhältnis profitieren - man müsse sich nur besser kennenlernen. Und diese Möglichkeit bietet zum Beispiel das Interkulturelle Café - mittwochs von 15 bis 17 Uhr. 

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