HANDYVERBOT IN DER GRUNDSCHULE?!

12.6.17


Ich war vor einiger Zeit für einen Artikel in einer Schule zum Infoabend. Bis dahin war es ganze acht Jahre her seit ich das letzte Mal auf so einen Infoabend für die weiterführende Schule gegangen bin. Damals ging es darum, auf welches Gymnasium ich gehen wollte und überhaupt gehen durfte mit meiner Realschulempfehlung. Und jetzt, nach acht Jahren, saß ich wieder einem solchen Abend bei für Viertklässler und deren Eltern, nur dieses Mal ohne meine Mami und dafür mit Fotoapparat und Block im Schlepptau.

Abgesehen von einem komischen Gefühl als 19-jährige ohne Familienanhang an so einer Veranstaltung teilzunehmen und von allen Erwachsenen beäugt zu werden, - denn man kann sich ja keiner ganzen Aula wegen eines kleinen Artikels vorstellen - blieb mir eine Sache dieses Abends besonders im Kopf. Und zwar stellte die Konrektorin mit einem Mikrofon in der Hand die Schule vor und erwähnte ganz stolz, dass bis zur großen Mittagspause Handys verboten seien. Als wäre das nicht vollkommen selbstverständlich, setzte sie noch einen drauf indem sie anfügte, dass die Grundschüler diese Regelung aber sicher schon gewohnt seien und das nötige Verständnis dafür mitbringen würden.


Ich glaube, mein Gesicht muss dermaßen unverständlich ausgesehen haben in diesem Moment, dass es mich nicht wundert noch mehr Blicke kassiert zu haben. Ich bekam mein erstes Handy in der fünften Klasse, es war das alte Klapphandy meiner Mutter. So eins, wo man noch Panik hatte, wenn man aus Versehen auf den Internet-Knopf kam, weil die Eltern dann Unsummen an Geld bezahlen mussten. So eins, was mir im Schultreppenhaus runtergefallen ist und nicht einen Kratzer davontrug. Und heute muss ein Handyverbot schon in Grundschulen ausgesprochen werden? Sind die Kinder schon so früh so abhängig von diesen kleinen Geräten, dass man sie ihnen verbieten muss während des Unterrichts?
Ich kann und will das bis jetzt nicht glauben. Meine Generation wird schon als smartphonesüchtig beschrieben, wie soll das also erst bei den jetzigen Viertklässlern ausarten? So darf es meiner Meinung nach nicht weitergehen. Versteht mich nicht falsch, es ist absolut vernünftig in der heutigen Zeit Schulkindern ein Handy mitzugeben damit sie erreichbar sind. Zu meiner Zeit hieß sowas Notfallhandy. Ein einfaches altes Steinzeithandy muss doch aber wenigstens in der Grundschule genügen, bis die Kinder ab der weiterführenden Schule ein Smartphone bekommen können. Sie müssen in dem Alter noch keine Apps zum Spielen haben oder WhatsApp und Facebook - wozu also ein Smartphone im Grundschulalter? Wir haben damals gemalt, egal ob mit Kreide oder auf Tapetenrollen. Wir sind mit dem Fahrrad rumgefahren und auf den Spielplatz gegangen. Wir haben auf dem Schulhof Winx Club, Fangen, Verstecken und Fußball gespielt. Wir haben Diddl-Blätter getauscht, gebastelt und Kassetten gehört. Keine SMS, keine Spiele auf dem iPod, kein iPod, kein WhatsApp oder Snapchat - nichts davon.


Natürlich haben auch wir nicht immer im Unterricht aufgepasst. Aber dann eher, weil wir uns Zettelchen und keine WhatsApp-Nachrichten geschickt haben. Ist diese Entwicklung der Grundschüler von heute gesund und in Ordnung für ihre Eltern, Lehrer, Freunde und nicht zuletzt ihre eigene Kindheit? Ich glaube das nicht und ich würde mir wünschen, dass wieder dagegen gearbeitet wird.

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