Für uns war es in der Grundschule und sogar noch in der Oberstufe selbstverständlich: der Eintrag ins Freundebuch. Die Jungs hatten welche mit Piraten, Fußballern oder von den Wilden Kerlen. Ich hatte eins von Conni und später fürs Gymnasium eins von Diddl. In der Oberstufe habe ich mir sogar noch ein drittes Freundschaftsbuch zugelegt, um alle meine Freunde der letzten acht Jahre zu sammeln. Sobald wir selbst Lesen und Schreiben konnten galt es also auszufüllen wie wir heißen, wann wir geboren wurden, wo wir wohnen und wie unsere Telefonnummer lautet. Deshalb erschreckt es mich umso mehr, dass heute viele Kinder und Jugendliche genau das nicht mehr tun können.
Was mich dabei immer wieder schockiert ist, dass
tatsächlich die Mehrheit der Kinder sogar mit 14 Jahren oder älter weder ihre
Anschrift kennen, noch wissen, was mit der Abkürzung „PLZ“ oder „Rufnummer“
gemeint ist. Stattdessen reden sie nach dem Spiel von „Headshots“ (Kopftreffer)
oder „Kills“ (Tötungen), die sie im Spiel gemacht haben. Oft sind die
begleitenden Eltern dann peinlich berührt, schütteln den Kopf oder lachen
verlegen über ihre Sprösslinge. Dabei ist es ein absolutes Muss diese simplen Dinge zu wissen.
Stellt euch diese Kinder doch mal in einer
Ausnahmesituation vor, in der sie den Notruf wählen müssen und nicht sagen
können, wie ihre Straße heißt. Der Fakt, dass viele Kinder heutzutage nicht mal
mehr wissen wie ihr Telefonnummer oder die Postleitzahl ihrer Wohngegend
lautet, ist nicht nur peinlich, sondern auch gefährlich.
Es ist ein schwerwiegendes und schockierendes Problem, welches ich immer wieder auf der Paintballanlage feststellen muss. Oft begegne ich den Kids damit, sie selbst darüber in Verlegenheit zu bringen und zu sagen: "Mensch, ihr seid doch schon *füge beliebiges Alter ein* und kennt nicht eure Telefonnummer oder wisst, wo ihr wohnt?" Ich hoffe sie damit ein wenig ins Grübeln zu bringen, sodass sie beim nächsten Mal wenn sie zu uns kommen alles tadellos ausfüllen können. Mehr liegt allerdings auch nicht in meiner Macht.
Ich jobbe neben dem Studium außer für zwei Stadtteilmagazine noch auf einer Paintballanlage. Dort
leiht man sich Schutzkleidung und Spielzeugpistolen aus und lädt diese mit
Farbkugeln, die zerplatzen wenn sie einen Gegner treffen. Paintball ist ein
Spiel, bei dem es darum geht möglichst viele Gegner mit den Farbkugeln zu
„markieren“. Bei uns ist Paintball ab 12 Jahren freigegeben und jeder Spieler
muss bevor es losgeht ein Formular mit seinen wichtigsten Daten, wie Name,
Straße und Postleitzahl, Rufnummer und der Unterschrift ausfüllen. Es ist also genau dasselbe, wie in ein Freundebuch zu schreiben.

Deshalb frage ich mich oft nach der Arbeit auf der
Paintballanlage wieso die Eltern keinen Wert mehr darauf legen, ihren Kindern
diese Daten einzuflößen oder auch, ob die Schulen von diesem Problem überhaupt
wissen. Bei mir wurden in der Schule früher Freundebücher ausgetauscht, in die
man seine Daten eintragen musste und man hat sich blöd gefühlt, wenn man nicht
aufschreiben konnte wo man wohnt, weil man es nicht wusste. Ist das heute etwa
der Normalzustand? Muss man in der 5. Klasse heutzutage keinen Steckbrief mehr von sich machen, wo auch alle diese Daten hinein gehören, um sich den anderen Kindern vorzustellen? Üben Eltern und Lehrer keine Notrufe mehr mit den Kindern oder Briefe schreiben, wofür sie auch alle diese Dinge wissen müssen?
Fragt euer Kind, Geschwisterchen oder sogar Enkelkind doch mal nach seiner Adresse oder ob es weiß, wofür die Abkürzung „PLZ“ steht oder was mit einer Rufnummer gemeint ist. Ich würde mir wünschen, dass darauf wieder mehr Aufmerksamkeit gelegt wird. Seht ihr das nicht genauso?
Meine Oma sagt immer, dass man von dem träumt, was man sich besonders wünscht. Ich habe meinen Träumen nie groß hinterher gehangen oder ihnen viel Bedeutung beigemessen. Trotzdem habe ich gleich vier Traumfänger in meinem Zimmer und wünschte mir schon manches mal, dass mein Kopfkissen wie ein USB Stick meine Träume abspeichern kann, um sie mir wieder und wieder anzuschauen.
Ich nehme grade in meinem dritten Semester an einem Literatur-Seminar teil, in dem ich ein Traumtagebuch führen soll. Das war eine völlig neue Vorstellung für mich, ich habe bisher nur sehr sporadisch überhaupt normales Tagebuch geführt. Die Intention des Seminars war eigentlich, dass die Träume dank der Traumtagebücher als Ideenmaschine funktionieren sollten und man in ihnen Inspiration für Erzählungen finden sollte. Diese Intention habe ich von Anfang an nicht verfolgt, ich bin keine Geschichtenschreiberin. Stattdessen reizte mich der Gedanke, was mein Unterbewusstsein in der Lage ist sich auszudenken und welche Erlebnisse, Personen oder Erinnerungen es miteinander selbstständig verknüpft.
Bevor ich am 20. Oktober 2016 begann meine Träume in ein Tagebuch zu schreiben, ist mir gar nicht aufgefallen, wie oft in der Woche ich träumte und mich auch an meine Träume erinnerte. Dazu sollte man vielleicht sagen, dass ich in Bildern träume. Das ist tatsächlich nicht bei jedem so, wie wir in dem Seminar festgestellt haben. Generell ist es bei meinen Träumen auch oft so, dass ich mir denken kann durch welche Assoziation sie entstanden sind.
Die erste Woche, in der ich das Tagebuch begonnen habe, träumte ich bald jede Nacht und konnte mich auch an nahezu jeden Traum erinnern. Auch die nächsten Wochen träumte ich mindestens drei Mal die Woche und konnte mich auch meistens daran erinnern. Ich versuche seitdem immer morgens gleich nach dem Aufwachen meine Träume samt Datum zu notieren und wenn ich nicht zu Hause geschlafen habe, auch den Ort. Für manche Träume habe ich sogar eine Überschrift, weil sie mir so einprägsam waren. Ab und zu habe ich auch eine kleine Zeichnung hinein gemalt, zum Beispiel von einem blauen, hässlichen Kleid, das ich im Traum getragen habe. Ich habe auch drei Mal versucht (aus Faulheit) den Traum nur in Stichpunkten festzuhalten. Allerdings habe ich diese Träume nur noch sehr schlecht in Erinnerung.
In den letzten zwei bis drei Wochen ist mein Erinnerungsvermögen an meine Träume schlechter geworden. Ich träume zwar noch oft in der Woche, aber kann mich seltener an sie erinnern. Dafür wurden die Träume, an die ich mich dann erinnern konnte, deutlicher und dadurch auch die Texte in meinem Tagebuch zuletzt immer länger. Ich hatte teilweise sogar drei Träume pro Nacht, an die ich mich erinnern konnte. Auch habe ich einige wiederkehrende Symbole entdeckt, von denen ich oft träume und habe sie gemarkert in meinem Traumtagebuch. Es ist immer noch so, dass ich mir häufig denken kann, woher meine Träume stammen könnten. Aber ich versuche sie nicht weiter zu deuten oder zu analysieren, um mich nicht damit verrückt zu machen. Vieles ist merkwürdig, manches ist witzig und selten sind auch unschöne Sachen dabei. Aber ich kann es jedem empfehlen, der sich selbst etwas besser kennenlernen möchte und neugierig darauf ist, was das eigene Unterbewusstsein alles so beschäftigt.